In der Natur können wir es jedes Jahr staunend erleben: Alles Vergehen, alle Ruhe ist auf Zukunft, auf Werden und Wachsen hin orientiert. Wenn im Winter scheinbar alles leblos und starr ist, sind schon Wachstumskräfte am Werk. Im Vergehen liegt bereits die Verheißung auf Neubeginn.  Diese Verheißung dürfen auch wir Menschen uns zusprechen lassen. In uns schlummern Wachstumskräfte, die uns von Neubeginn zu Neubeginn führen, die uns wachsen und reifen lassen. Viktor Frankl, der Begründer der sinnzentrierten Psychotherapie, nennt sie die geistigen Kräfte. Er meint damit die menschliche Fähigkeit, nach Sinn zu suchen, sich an Werten zu orientieren, Entscheidungen zu treffen und danach zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und über sich hinauswachsen zu können. Es ist gut, um diese Kräfte zu wissen und auf sie zurückzugreifen. So vergessen wir gerade in Zeiten der Dunkelheit nicht, dass es für jeden Menschen eine Verheißung gibt: Werde, der oder die du sein kannst und sollst! Reife zu dir selbst heran! Entfalte dein Menschsein!
Das Saatkorn ist ein schönes Symbol für diese Entfaltung.

Jedes Saatkorn ist ein reiches Versprechen, es trägt eine ganze Welt in sich. Es trägt das Versprechen des blühenden Korns über goldgelben Feldern: Scheunen voll Korn, Brot für die Menschen.
Ein Saatkorn ist wie ein Gebet eines Menschen in der Nacht. Es liefert sich an geheimnisvolle Kräfte der Mutter Erde aus; wo es in einer stillen Umarmung sterben wird, um in Fruchtbarkeit zu neuem Leben aufzubrechen. Das Saatkorn. Das große Geheimnis von Leben und Sterben, von Stille, Einfachheit, Verborgenheit. Es überlässt sich der Dunkelheit der Erde. Es fühlt die Wärme der Sonne. Es trinkt den Segen des Regens. Das Saatkorn sieht die Ähre nicht, aber es glaubt daran. Der Weg des Saatkorns ist der Weg jedes Menschen zur Fruchtbarkeit und Reife:

Phil Bosmans

Betrachten Sie die Natur und spüren Sie dem Werden und Vergehen nach. Denken Sie hin und wieder an die Verheißung, die auch Ihnen zugesprochen ist. Nutzen Sie Ihre Wachstumskräfte.